Abschluss der IDW 2023 in Salzburg - 26.10.23
Die Chemie stimmt
Am 26.10. ist Nationalfeiertag in Österreich: Geschäfte und Schulen hatten dementsprechend geschlossen, Busse fuhren seltener, viele hatten einen Tag frei und der Tag in Salzburg wirkte fast so, als wäre die ganze Stadt in einem entspannten Schlafzustand. Im Kongress-Zentrum hingegen trafen sich diesen Donnerstag die Teilnehmenden der IDW 2023 zum Abschluss der Konferenz, um in letzten Sessions, Plenarsitzungen und Kaffeepausen über ihre Forschung und die Zukunft von Daten zu debatieren.
Für mich begann der Tag in der Session "Mapping the landscape of digital research tools working meeting" der gleichnamigen Arbeitsgruppe der RDA. Und der Titel der Session hat nicht zu viel versprochen, hier saßen die Teilnehmenden wirklich in einem Arbeits-Meeting und haben in kleinen Gruppen über Tools zur Nutzung in verschiedenen Schritten des Datenlebenszyklus diskutiert. Ziel war es, einen möglichst interdisziplinären Überblick über vorhandene Programme, Software und bereits vorhandene Tool-Sammlungen zu erhalten, um hieraus die grundlegenden Schlüsselaspekte von nachhaltigen Tools zu extrahieren und diese schließlich in der weiteren Arbeit der Arbeitsgruppe in einer Übersicht Forschenden zur Verfügung zu stellen. Meiner Meinung nach eine sehr produktive Session mit durchdachtem, interaktivem Konzept, deren Diskussionsrunde mir nicht nur viel Spaß bereitet, sondern mir auch einen guten Austausch mit anderen Teilnehmenden ermöglicht hat, mit denen ich sonst vielleicht nicht in Kontakt gekommen wäre während der IDW. Hier stimmte die Chemie.
Die Überschrift der heutigen Berichterstattung bezieht sich aber eigentlich auf die beiden mittags folgenden Sessions, die ich besucht habe. Da ich selbst einen Hintergrund in Chemie habe und sehr an der Entwicklung von Daten und deren Handhabung und Verarbeitung in diesem Bereich interessiert bin, habe ich zuerst die Session "Beyond FAIR: Reusing Chemical Data Across-disciplines with CARE, TRUST, and Openness" und anschließend die Session "Describing Chemical, Physical and Biological samples digitally: Seeking harmonization" besucht. Beide Sessions haben einen guten Überblick über den aktuellen Stand und die zukünftigen Ziele und Bemühungen in den vielen verschiedenen Subdisziplienen und angrenzenden Fachbereichen der Chemie vorgestellt. Meine eigene Forschung deckt nur einen kleinen und sehr spezifischen Teilbereich der Chemie ab (so wie es wahrscheinlich für jede / jeden im eigenen Forschungsfeld sein wird) und so war der große Disziplin-übergrefende Überblick wirklich sehr spannend für mich.
Abschluss-Plenarsitzung am Donnerstagnachmittag
Die IDW in Salzburg endete am Donnerstagnachmittag mit einer finalen Plenarsitzung mit dem Thema "Ethics, data science, and AI in dialogue with one another and society". Der Ablauf dieser Plenarsitzung war ein wenig anders, als der Ablauf der vorherigen: anstelle von mehreren Plenarvorträgen gefolgt von einer allgemeinen Diskussionsrunde, stellten die Vortragenden nacheinander kontroverse Meinungen zum Thema Data Science, AI und Ethik in einem gemeinsamen Dialog vor. Auch direkt am Dialog beteiligt waren die beiden AI-Chatbots ChatGPT und Ernie. Nach jeder Stellungnahme gab es eine interaktive Umfrage unter den Teilnehmenden der Plenarsitzung, gefolgt von einer Diskussion. Und genauso kontrovers wie die Art der Plenarsitzung und die vorgestellten Meinungen waren auch die Diskussionsrunden: Muss AI reguliert werden oder soll der Entwicklung, wie generell in der Wissenschaft, erst einmal Zeit gegeben werden? Wenn es Regulationen geben soll, wer reguliert dann und nach welchen ethnischen Maximen? Sind wir als Gesellschaft überhaupt ethnisch und folgen den richtigen Maximen? Ist die Gesellschaft also überhaupt fähig als Ganze ethnisch zu handeln? Ein wirklich sehr kontroverser Abschluss der Konferenz.
Im Anschluss folgte noch der organisatorische Abschluss der IDW Salzburg. Zuerst wurde von den Vorsitzenden der RDA, CODATA und WDS allen Beteiligten an der Organisation der Konferenz gedankt. Anschließend stellten die Veranstaltenden den Ort der nächsten IDW vor und auch wenn schon bekannt war, wohin es gehen wird, war die Freude im Plenum über die IDW 2025 im Oktober in Brisbane, Australien, riesig. Das Vorstellungsvideo hat noch zusätzlich dazu beigetragen. Zuvor werden für die RDA aber noch mehrere Plenaries stattfinden, deren Termine für 2024 vorgestellt wurden: Im Frühjahr findet das 22ste RDA Plenary online statt und im November geht es für die Mitglieder der RDA zum 23sten Plenary nach San José, Costa Rica, der bis zu diesem Moment noch geheime Veranstaltungsort. Verständlicher Weise war die Freude über die Bekanntgabe genauso groß, wie über die IDW 2025 in Brisbane.
IDW 2023: Ein Festival der Daten?
Nach vier Tagen voller Veranstaltungen und Programm geht somit die International Data Week 2023 in Salzburg für weit über 800 Teilnehmende zuende. Am Ende bleibt die Frage, war es das angekündigte Festival der Daten? Für mich ist die Antwort klar: bei so viel Beteiligung und Austausch über Daten und deren Zukunft war die IDW in Salzburg auf jeden Fall ein Festival der Daten. Und was nehme ich mit? Da sich mein Arbeitsfeld in Bezug auf Data Science mit der Einbindung von Forschenden in den aktuell stattfindenden Prozess beschäftigt, war für mich vor allem die Arbeit, die Data Stewards vorgestellt haben, und die Anwendungsbeispiele aus dem Arbeitsalltag mit und von Forschenden höchst interessant. Für mich wurde klar, dass die Herausforderungen im Training von Forschenden in Bezug auf Daten an vielen Orten ähnlich (wenn nicht sogar gleich) sind, es aber sehr viele kreative und zukunftsorientierte Lösungsansätze und Konzepte gibt.
Ah, eine Sache habe ich doch noch mitgenommen:
einen Koalabären.
See you in Brisbane, Australia, zur International Data Week 2025!